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Working cattle dog: Herding Kurs bei Felix Hohmeyer

Bereits im letzten Jahr besuchte ich mit Zim einen Herding Kurs bei Felix Hohmeyer. Ich hatte mich schon sehr lange vor der Anschaffung eines Filas mit dem Thema beschäftigt und spätestens mit Zims Einzug intensiver nach arbeitenden Kuhhunden recherchiert. Es ist zugegebener Maßen nicht sehr einfach Angebote für Herding oder Koppelgebrauchshunde zu finden, weshalb ich auch auf Grund von Terminproblemen erst den bereits 2jährigen Zim an das Rind lassen konnte.

Vielleicht sind ein paar Hintergrundinformationen für all jene interessant, die ebenfalls damit liebäugeln ihren Kuhhund oder Treibhund mal an Rindern zu testen.

Ein erstes Abchecken der Schafe. So richtig Ernst hat Zim sie aber nicht genommen

Ein erstes Abchecken der Schafe

Was ist eigentlich ein Treibhund? An der Unterscheidung zwischen Hüte- und Treibhunden scheiden sich die Geister. Manche sagen ganz klar: ein Treibhund ist nur dazu da, Rinder oder Vieh von hinten zu treiben, in dem sie in die Hacken beißen, wenn nötig. So wird zum Beispiel auch der Australian Cattle Dog „(blue) heeler“ genannt und die FCI Klassifikation hat in der Gruppe 1 (Hüte- und Treibhunde) mit der Sektion 2 die Treibhunde separiert. Darin sind z.B. der Bouvier des Ardennes, Bouvier des Flandres und eben die Australian Cattle Dog und Stumpy Tail Dog. In der Gruppe 2, Sektion 3 werden die Schweizer Sennenhundrassen aufgelistet. Aber diese Handvoll Hunderassen sind ja bei weitem nicht die einzigen Rassen die in der Geschichte des Menschen am Rind gearbeitet haben. So gibt es zahlreiche molossoide Rassen, die an Rindern eingesetzt wurden und werden, nicht zuletzt der Cão Fila de São Miguel, der Cimarron Uruguayo, manche American Bulldogs, Alano Español und dessen verschiedene Schläge, Barbado de Terceira, Schläge des Altdeutschen Schäferhundes (der Westerwaldes Kuhhund), u.v.m. Am beliebtesten ist heute wahrscheinlich der Working Kelpie aus Australien, der noch immer und fast ausschließlich für die Arbeit am Rind unter extremen Bedingungen wie Hitze und weite Laufstrecken gezüchtet wird. Leider haben die meisten (FCI) Rassen keine Arbeitsprüfungen, weshalb bei der reinen Schönheitszucht die Eigenschaften eines Arbeitshundes vernachlässigt und hinten angestellt werden.

Herding Seminar bei Felix Hohmeyer 30.08.2014Was ist der Unterschied zum Hütehund? Rinder lassen sich nicht ganz so einfach durch das „Anstarren“ eines Hundes beeindrucken, wie z.b. Schafe. Dennoch ist ein gewisses „eye“, also das Fixieren der Tiere wichtig, denn der Hund soll nicht ohne Fokus arbeiten. Ein übermäßiges Fixieren resultiert in die Separation eines einzelnen Tieres und schlimmsten Falls in das hetzen/jagen/reissen jenes, was natürlich nicht erwünscht ist. Ein Schaf lässt sich bereits durch Blicke und kleinste Körperbewegungen lenken, auch haben Schafe ein ausgeprägteres Herdenverhalten und kleben mehr zusammen, als zum Beispiel Rinder oder gar Ziegen. Ein Rind hingegen benötigt häufig ein bisschen mehr Überzeugungskraft, auch ist es wehrhafter und drückt sein Unmut mit Tritten aus oder dreht sich sogar um in die Gegenangriffsposition. Ein Arbeitshund darf bei diesem Anblick nicht das Weite suchen, sondern mit seiner Präsenz, seiner Stimme oder sogar mit seinen Zähnen Nachdruck üben und muss das Rind überzeugen. Kein leichter Job, vor allem bei diesen krassen Größen- und Gewichtsunterschieden. Aber auch Kuhhunde haben gelernt sich Rindern gegenüber in bestimmten Blickwinkeln zu bewegen, damit sie mehr Präsenz zeigen können. Und genau hier spaltet sich die Spreu vom Weizen: ein guter Hütehund muss das Vieh von vorne wie von hinten stoppen und treiben, um es zu bewegen. Fliehendes Vieh muss von vorne gestoppt werden und gedreht werden, bevor es zurück getrieben wird. Es gibt also eigentlich keinen Unterschied zwischen Hütehunden und Treibhunden, zumindest nicht laut Felix Hohmeyer.

Seinen eigenen Hund zum Koppelgebrauchshund ausbilden, das ist ein schönes Anliegen, aber scheitert meist schon an der Umsetzung. Es gibt schon nicht sehr viele Angebote zum Hüten von Schafen. Leider sind die meist auch ausschließlich den „klassischen“ Hütehundrassen vorbehalten, vor allem dem Border Collie. Nach der Arbeit mit meinem eigenen Hund an Rindern, muss ich ehrlich zugeben dass ich Angst hätte, dass er Schafe verletzen könnte. Es gibt einfach Hunde oder ganze Hunderassen, die greifen etwas „herzhafter“ zu, und da ist ein Bein oder Euter eines Schafes sehr viel zerbrechlicher, als die eines Rindes.
Wenn man also nach Seminaren im Herding, Stockdog oder Koppelgebrauchshund sucht, ist das Feld ganz schön dünn besiedelt. Ich konnte leider nur sehr wenige Adressen (im Internet) finden, die überhaupt ihre Hunde am Vieh arbeiten. Und natürlich sind alle mehrere hundert Kilometer von einem entfernt.

Herding Seminar bei Felix Hohmeyer 30.08.2014

Dennoch siegte die Neugierde und ich machte mich auf den Weg zu Felix Hohmeyer nach Bielefeld um an einem freien Training meinen Fila in seiner ursprünglichen Arbeit zu testen. Ich habe in diesen zwei Tagen sehr viel über Hunde, Arbeitsweisen, Rinder und Schafe und natürlich über meinen eigenen Hund und seine Rasse gelernt und verstanden. Zim hat an zwei Tagen an jungen Cachena Bullen im Round pen gearbeitet. Im ersten Moment geht es vor allem daran, das Vieh ein paar Runden kontrolliert zu treiben und dann auch zu stoppen und zu wenden. Dabei muss der Hund lernen wie stark oder wie wenig er Nachdruck üben soll, und dass er auch durch seine bloße Präsenz die Tiere bewegen kann. Dazu benötigt es natürlich sehr viel Selbstvertrauen. Auch der Mensch kann nicht einfach nur daneben stehen wie der Ochs vorm Berg, sondern er muss lernen mit Körpersprache sein Tier oder das Vieh zu beeinflussen.

Die Erfahrung mit einem Tier an anderen Tieren zu arbeiten, habe ich so zum ersten Mal gemacht. Auch das Beobachten der anderen Hunde mit unterschiedlichem Ausbildungsstand und Rasseneigenschaften war sehr bereichernd.

Ich habe diesen Artikel schon vor längerer Zeit geschrieben, aber irgendwie vergessen ihn zu veröffentlichen. Da ich bald vorhabe mit beiden Hunden wieder zu Felix zu fahren, halte ich es für angemessen dies jetzt noch zu tun, damit ich bald von neuen Abenteuern berichten kann 🙂

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