Charakter & Temperament

Treiben, Bewachen, Beschützen.

Der Fila de Sao Miguel ist ab Geburt mit drei starken Trieben ausgerüstet: den Trieb des Viehtreibhundes, den Trieb des Wachhundes und den Trieb des Schutzhundes. Manche Leute mögen schon mit nur einem dieser Triebe die Hände voll zu tun haben, der Fila hingegen kommt mit drei gleichstark ausgeprägten Eigenschaften, noch dazu als ein aktiver sportlicher Hund mit festem und starken Temperament. 

Wesen & Verhalten

Verhalten/Charakter (Wesen): Besonders guter Treibhund, er ist auch ein guter Schutzhund und Wächter. Von sehr ausgeprägten Temperament, lässt sich gut von seinem Herrn führen, sehr intelligent und sehr aufnahmefähig. Als Grossmilchviehtreiber beisst er sehr tief um den Euter nicht zu verletzen. Bei flüchtendem Vieh beisst er aber instinktiv höher.

aus dem FCI Standard

Schärfe & Aggression

Ausschließende Fehler:
– Aggressiv oder ängstlich.

aus dem FCI Standard

Sozialisierung ist das wichtigste Element der Erziehung

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Kein Fila wird agressiv geboren, sondern von seinem Halter beabsichtigt oder unbeabsichtigt dazu gemacht. Auf den Azoren wird er traditionell nicht nur als Treibhund eingesetzt, sondern auch als Schutzhund und Wächter für die Rinderherden, die Maschinen und den Hof. Dazu wird der Fila bereits im Junghundehalter auf den Weiden angebunden und verhält sich daher zu jedem Fremden mißtrauisch und aggressiv. Das ist ja auch kein Wunder, wenn der arme Hund sein Leben lang an der Kette verbringt.

 

Durch die Sozialisierung im Welpenalter bleibt der Fila Sao Miguel als Begeithund sein Leben lang sozial und neutral zu anderen Menschen und Hunden. Die Erziehung darf im Welpenalter aber nicht abreissen, sondern muss ein ganzes Fila-Leben lang weiter anhalten, denn der starke Charakter des Filas wird die Autorität auch gerne zu späteren Zeitpunkten (unterschwellig oder auffällig) in Frage stellen. Denoch bleibt er bei Fremden mißtrauisch, wird ihm von seiner Familie jedoch gezeigt, dass dieser keine Gefahr besteht, verhält er sich in der Regel neutral und nach außen hin emotionslos. Instinktiv hat der FSM einen ausgeprägten Schutztrieb, den es gilt vom Welpenalter an zu kontrollieren, um später keine Probleme in unserer Gesellschaft zu kriegen.
Der Fila Sao Miguel ist eine Rasse, der man fälschlicherweise Agressivität nachsagt.

Arbeitshund, nicht Salonhund.

puppies-nsDennoch darf man nicht vergessen, dass der Fila Sao Miguel ein Arbeitshund ist und kein Salonhund. Er hat einen starken Charakter, den er meist erst mit 2 oder 3 Jahren voll entwickeln wird und im Alter festigt. Dadurch ist diese Rasse nicht für Jedermann tauglich und braucht eine starke Hand von Welpenalter an. Wenn mit demJunghund alles Friede-Freude-Eierkuchen und „einfach“ war, kann  es sein, dass der eigene Hund von jetzt auf nachher eine Artgenossenunverträglichkeit oder absolute Inakzeptanz zu Fremden entwickelt. Natürlich ist das keine plötzliche Entwicklung, sondern aller Wahrscheinlich nach ein schleichender Prozess, den die (ignoranten) Hundehalter schlicht nicht gesehen haben.

Natürlich schließe ich jegliche Gewalt in der Erziehung aus, aber der junge Fila San Miguel, der ursprünglich dazu gezüchtet wurde um Rinderherden zu treiben und Haus und Hof zu verteidigen, benötigt eine strukturierte Erziehung mit viel Hintergrundwissen. Dieser Arbeitshund hat nicht nur nicht nur einen starken Charakter, sondern auch ein ausgesprochenes Temperament. Er will gefordert und ausgelastet werden. Eine starke und konsequente Führung ist absolut elementar.

Das wort-case Szenario

Es gibt dennoch immer wieder Fälle, dass die Familie nicht mit ihrem Hund zurecht kommen. Durch eigene Selbstüberschätzung, mangelnde Sozialisierung, Verhätschelung, fehlende Struktur und Auslastung kann ein Fila Sao Miguel zu einem eher unangenehmen Gefährten werden. Spätestens im Alter von 2 oder 3 Jahren entfaltet sich ein starker Charakter, der in extreme Triebe kippen kann. Hunde, die ihr Herrchen/Frauchen vor allem verteidigen, sogar vor eigenen Familienmitgliedern; Hunde, die niemanden auf das Grundstück oder in die Wohnung lassen; Hunde, die andere Artgenossen nicht akzeptieren und das auch sehr deutlich machen; Hunde, die einen sehr starken Jagdtrieb entwickeln; — all das sind die Folgen einer schlechten oder gar keiner Erziehung und Ausübung der über hunderte Jahre angezüchteten Triebe und Instinkte: Bewachen, Schützen, Treiben.

Ist der Fila Sao Miguel ein Hund für mich?

Ich empfehle daher jedem Interessenten der Rasse, dass man sich selber kritisch reflektiert und darüber nachdenkt, ob man diesen Tieren wirklich gewachsen ist:
– habe ich die Ausdauer und Konsequenz den Welpen vom ersten Tag zu behandeln und zu erziehen, als sei es ein adulter Hund? (das sollte übrigens für alle Rassen zutreffen)
– bin ich fähig 100%ige Konsequenz zu walten, ohne dabei Gewalt sondern Liebe anzuwenden?
– ich bin in der Lage meinen Hund nicht zu verhätscheln und zu verwöhnen und das nicht mit Tierliebe zu verwechseln?
– habe ich Lust aktiv meinen Hund und seine körperliche Fitness auszulasten?
– kann ich meinem Hund eine Aufgabe geben, um ihn psychisch auszulasten?
– bin ich bereit mich den Problemen zu stellen, die ein Wach- und Schutzhund im urbanen Raum mit sich bringt? Zum Beispiel Anschlagen bei der Klingel, erhöhter Schutztrieb bei Dunkelheit, territorialer Wachinstinkt
– bin ich clever genug um mich mit der Intelligenz und Aufnahmefähigkeit eines Arbeitshundes gewachsen zu sein?
– nehme ich dabei eine gewisse Eigenständigkeit und „Eigenbrötlerei“ in Kauf?

Misstrauen versus Angst

Sehr gerne werden charakterschwache Hunde mit dem natürlichem Mißtrauen eines Arbeitshundes entschuldigt. Man darf Mißtrauen nicht mit Angst oder Aggression verwechseln.

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